Artikel von Anna Lingnau und Daniela Schulz
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Was sind Forschungsdaten?
Grundsätzlich sind alle Informationen, die Sie für die Beantwortung einer Forschungsfrage benutzen oder selbst erheben, Forschungsdaten. Damit die eigenen Forschungsergebnisse nachvollziehbar sind und die dabei verwendeten oder generierten Daten auch von anderen Forschenden genutzt werden können, sollten Forschungsdaten nach einheitlichen Kriterien (z.b. nach den FAIR-Prinzipien) aufbereitet, gesichert und zugänglich gemacht werden. Je nach Forschungsgebiet fallen in der Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft (BBI-Fächer) andere Forschungsdatentypen an.
Wer hilft mir bei der Sicherung, Aufbereitung und (Nach-)Nutzung von Forschungsdaten?
Es gibt mehrere Konsortien, die Sie beim Forschungsdatenmanagement innerhalb einer bestimmten Disziplin oder im Umgang mit bestimmten Forschungsdatentypen unterstützen. Das gemeinsame Ziel dieser von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Konsortien ist der Aufbau einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Forschungsdatenmanagement soll nicht mehr nur gefordert, sondern aktiv gefördert werden. Dies geschieht durch Beratungsdienstleistungen, Fördergelder und digitale Tools, die die Konsortien bereitstellen. Da die BBI-Fächer sehr interdisziplinär arbeiten, gibt es für sie kein „eigenes“ Konsortium. Welches Konsortium stattdessen weiterhelfen kann, ist abhängig von den Daten, Methoden und Fragestellungen, mit denen Sie arbeiten.
Fünf Forschungsgebiete – Zugehörige Forschungsdatentypen und Ansprechpartner*innen
Inhalte des (alten) Buchs
Viele Fragestellungen der BBI-Fächer basieren auf der Auswertung von Werkinhalten. Dabei fallen Texte und Bilder als Forschungsdaten an, die manuell oder mit automatisierten Verfahren untersucht und ausgewertet werden. In dem Zuge entstehen weitere Daten (Normdaten, Metadaten, bibliometrische Daten), die wiederum als Forschungsdaten (nach-)genutzt werden können.
Forschungsdatenbeispiele
(OCR-)Texte veröffentlichter Werke, Fotos, Rezeptionszeugnisse, Annotationen, Tabellarische Auswertungen, Archivalien, Handschriften, Strukturdaten, Metadaten, Normdaten, bibliometrische Daten
Ansprechpartner*innen
Das Konsortium text+ ist auf Sprach- und Textdaten ausgerichtet. Für digitale Sammlungen, lexikalische Ressourcen und Editionen gibt es jeweils eigene Task Forces.
Mit den Spezifika historischer Forschungsdaten beschäftigt sich zudem NFDI4Memory (ab März 2023).
Medien als Handelsgüter und Rechtsgegenstand
Bei wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen fallen v.a. quantitative Daten an, die nachgenutzt oder selbst anhand von Textdaten erarbeitet werden. Wertvoll, aber meist schwer zugänglich sind Marktdaten, die Akteure der freien Wirtschaft für das Monitoring der Branche erstellt haben (z.B. BookScan). Normiert und reguliert wird der Handel durch Gesetzestexte, die ebenfalls in den Fokus der Forschung rücken.
Forschungsdatenbeispiele
Marktanalysen, Handelsbilanzen, Umsatzdaten, Bestsellerlisten, Verträge, Rechtstexte, Gerichtsentscheidungen, sonstige nummerische Daten und Statistiken, auch Aufnahmen, Leitfäden, Transkripte von (Expert*innen-)Interviews.
Ansprechpartner*innen
BERD@NFDI befasst sich mit dem Aufbau einer Plattform für die Wirtschafts- und verwandten Daten. KonsortSWD hat einen Fokus auf Forschungsdaten in den Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften.
Informationsverhalten: Mensch und Buch, Mensch und Information, Informationsaustausch
Der Informationsaustausch zwischen Menschen und die Interaktionen des Menschen mit Medien werden v.a. mithilfe sozialwissenschaftlicher Methoden untersucht. Wichtige Forschungsbereiche bilden die Leserforschung sowie Forschungen um die Nutzung von Informationsinfrastrukturen. Zu beachten ist, dass Interviews und Umfragen oft sensible Daten enthalten, die nicht ohne Zustimmung der Befragten und ggf. einer Anonymisierung veröffentlicht werden dürfen.
Forschungsdatenbeispiele
Eyetracking-Daten, Studienergebnisse in tabellarischer Form, Interviewleitfäden, Interviewaufnahmen, Transkriptionen, Dokumentationen von Studiendesigns, Daten aus der Konsumforschung, Social Media Daten, Korrespondenzen
Ansprechpartner*innen
KonsortSWD widmet sich Forschungsdaten in den Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften. Qualiservice betreibt ein Repositorium, das sich insbesondere für sensible Daten eignet.
Das Buch als materielles Objekt
Die Materialität des Buches spielt in der Buchwissenschaft, in der Bestandserhaltung und der Restaurierungswissenschaft eine entscheidende Rolle.
Forschungsdatenbeispiele
Biologische und chemische Messwerte, Fotos, Filmaufnahmen, Materialsammlungen, 3D-Scans, Dokumentationen (von Objekten, technischen Geräten, Projekten), Bildersammlungen, Videoaufnahmen, auch: Aufnahmen, Leitfäden, Transkripte von (Expert*innen-)Interviews.
Ansprechpartner*innen
NFDI4Culture befasst sich mit digitalen Daten zu materiellen und immateriellen Kulturgütern. Zusätzlich widmet sich NFDI4OBJECTS ab März 2023 materiellen Zeugnissen der Menschheitsgeschichte.
Daten und Programmcode als Grundlage oder Produkt digitaler Systeme
Bei der Beforschung des Austauschs und der Verbreitung von Information spielen Daten, die digitale Informationsinfrastrukturen beschreiben oder in ihnen entstehen, eine große Rolle. Im BBI-Bereich ist die Bibliometrie (die Lehre von der Messung wissenschaftlicher Publikationen) von besonderer Relevanz.
Forschungsdatenbeispiele
Bibliometrische Daten, Ground Truth-Daten, Metadaten, Normdaten, Ontologien, XML-Dateien, RDF-Daten, Dateisammlungen (Video, Bilder, Tabellen, Texte), Programmcode und Skripte für Machine Learning, Text- und Data Mining, sonstige nummerische Daten und Statistiken, auch: Aufnahmen, Leitfäden, Transkripte von (Expert*innen-)Interviews
Ansprechpartner*innen
Das Konsortium NFDI4DataScience (NFDI4DS) befasst sich mit Forschungsdaten in Datenwissenschaften und Künstlicher Intelligenz. NFDIxCS entwickelt ab März 2023 Services für komplexe domänenspezifische Datenobjekte aus der Vielfalt der Teilgebiete der Informatik (CS).
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