Seit diesem Sommer steht den Freunden und Freundinnen der Buch- und Bibliothekswissenschaft in Deutschland eine Schatzruhe offen: Bis dato waren die mittlerweile 150 Jahrgänge des US-amerikanischen Branchenjournals Publishers Weekly den Forschenden in Deutschland weder in Print noch elektronisch vollständig zugänglich. – Nun konnten der FID BBI und der FID Anglo-American-Culture für das Publishers Weekly Digital Archive eine Nationallizenz erwirken. Wir freuen uns über die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden FID und über die Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft!
Publishers Weekly
Publishers Weekly ist ein amerikanisches Gegenstück zum Deutschen Börsenblatt oder zum Buchreport. – Es handelt sich um eine Fachzeitschrift für Buchverlage, Buchhändler, Bibliothekare und Literaturagenten. Die wöchentlich erscheinende Zeitschrift wird seit 1872 herausgegeben und hat ihren Schwerpunkt auf Kurzrezensionen von Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt. Darüber hinaus enthält sie Artikel zu buchmarktrelevanten Themen, seit 1912 auch Bestsellerlisten. Alle Ausgaben können via OCR im Volltext durchsucht werden, die Transkription kann auf jeder Seite aufgerufen und kopiert werden, dazu können Nutzende eigene Tags vergeben.
Zugriff erhalten
Der Zugang muss durch die Bibliothek, über deren Netz Sie darauf zugreifen möchten, freigeschaltet werden. Ob das schon geschehen ist, können Sie über das Datenbank-Infosystem (DBIS) in Erfahrung bringen. Wenn Ihre Heimatbibliothek in der Liste der „Bibliotheken mit Bestandsnachweis“ nicht auftaucht, kontaktieren Sie bitte die Kolleg*innen vor Ort. Andernfalls können Sie auch eine Einzelnutzerlizenz bei Nationallizenzen.de beantragen.
Eintrag des Publishers Weekly Digital Archives im Datenbank-Infosystem (DBIS)
Potenziale für die Forschung
Die Datenbank liefert exzellentes Material zur Beforschung des US-amerikanischen Buchmarkts in den letzten 150 Jahren. Auch Studierende finden hier ideales Material für Bachelor- und Masterarbeiten. Über eine Volltextsuche ist die gesamte Zeitschrift auf beliebige Forschungsfragen absuchbar.
Innovationen und die Reaktionen der Buchbranche
Seit der Gründung von Publishers Weekly erlebte der US-amerikanische Buchmarkt zahlreiche technische, wirtschaftliche und politische Wandlungsprozesse. Neue Akteure kamen und wurden wieder abgelöst. Die zahlreichen Fachartikel bezeugen diese Konjunkturen und die Reaktionen der Fachwelt.
Brancheninterner Austausch
Bevor Branchenvertreter*innen via Emails, Websites und Twitter kommunizierten, wurden die wichtigsten Nachrichten in Magazinen wie Publishers Weekly platziert.
Nachrichten werden unter anderem in der Sparte „Literary and Trade Gossip“ ausgetauscht: Dieser Vermerk erläutert, dass mit Arsen versetztes Papier aufgrund der geringen Dosierung nicht grundsätzlich gefährlich sei, aber bei der Verwendung als Briefumschlag jüngst einige Vergiftungen ausgelöst habe, weil Nutzende das Papier mit der Zunge befeuchtet hatten (1. August 1872, S. 11).
Buchmarktdaten
Publishers Weekly enthält seit 1912 Bestsellerlisten. In den Fachartikeln finden sich zahlreiche weitere Buchmarktdaten und deren zeitgenössische Analysen.
Geschichte der Werbung für Bücher
Die 150 Jahrgänge von Publishers Weekly zeichnen eine exzellente Chronologie der Printwerbung für Bücher und andere Medien. Dieses Material wartet auf Sichtung und Beforschung!
Wie will man in einer Zeitschrift mit hunderten Werbeanzeigen überhaupt noch auffallen? – Die Houghton Mifflin Company wählt ihren eigenen Weg. Anzeige auf dem Cover der Publishers Weekly vom 18. August 1951.
Rezeptionskulturen
Wann wurden Verfasser*innen wie J.K. Rowling und J.R.R. Tolkien von in Publishers Weekly zuerst erwähnt? Geben Sie beliebige Buchtitel und Autorennamen in die Freitextsuche ein und analysieren Sie die Rezeptionskulturen.
Die erste Erwähnung von J.K. „Rawlinson“ in Publishers Weekly am 12. Januar 1998 (S. 31). Zwei Wochen später erfolgt die Korrektur: „The author of ‚Harry Potter and the Philosopher’s Stone‘, winner of the 1997 Smarties Book Prize […], is J.K. Rowling.“ (26. Januar 1998, S. 33).
Buchhandel und Bibliothekswesen
Bibliotheken und Bibliothekar*innen bilden in der Buchbranche zentrale Akteure und Stakeholder. Dies bezeugt Publishers Weekly mit zahlreichen Artikeln.
Die Bibliothek als Partner und Konkurrent: Artikel besprechen die Risiken der Fernleihe (26. Juli 1952, S. 142) und berichten über eine Zusammenarbeit zwischen Kinderbuchverlagen und Bibliothekar*innen (22. Januar 1982, S. 25).
Die Datenbank und ihre Funktionen
Optical Character Recognition
Das Publishers Weekly Digital Archive ist mit OCR versehen und daher vollständig durchsuchbar. Der Volltext hat eine sehr solide Qualität und lässt sich auf jeder Seite gesondert aufrufen und kopieren.
Downloads
Ausgaben und Seiten können heruntergeladen werden. Praktisch: Der Titel jedes Downloads nennt die Ausgabe und die jeweilige Seitenzahl, so dass die Downloads direkt chronologisch sortiert werden und die Quellenangabe nur unter sehr unglücklichen Umständen verloren gehen kann.
Tags
Die einzelnen Ausgaben verfügen über keine Strukturdaten. Einzelne Artikel und Anzeigen können also nicht gesondert aufgerufen werden. Nutzende haben jedoch die Möglichkeit, Tags zu vergeben, die in einem zentralen Register gespeichert werden. Je mehr Tags Sie und Ihre Kolleg*innen vergeben, desto leichter wird es zukünftig sein, sich in Publishers Weekly zu orientieren.